Liebe Leser,
ich danke Markus Lawo, der diesen Vortrag für so gelungen fand, dass ich mich für eine Veröffentlichung kurz vor Vergabe in diesem Jahr entschlossen habe.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe
Freunde der Phantastik!
Ich habe mich sehr gefreut, als ich
gefragt wurde, ob ich etwas zur Laudatio des diesjährigen Marburg-Award
beitragen möchte.
Und wer sollte prädestinierter sein, als
der Stifter des Marburg-Awards selbst?
Für all jene, die mich noch nicht kennen,
nur einige wenige Worte zu meiner Person.
Ich heiße Martin Dembowsky, Jahrgang 1967
und habe am 27.03.1980 den
Marburger-Horror-Club zusammen mit Armin
Neubauer gegründet, der später in Marburger Verein für Phantastik e.V. umbenannt
wurde. Seit frühster Kindheit bin ich der Phantastik mit all Ihren Genres und
medialen Formen, mal mehr, mal weniger zugeneigt. Als studierter
Geisteswissenschaftler habe ich auch meine Magisterarbeit über den
Horror-Heft-Roman geschrieben. Zum Award selbst:
Der erste Marburg-Award wurde am 7.4.1990
auf dem 5. Marburg-Con anläßlich des 10jährigen Bestehens des Marburger-Horror-Clubs
vergeben. Dabei sind Club bzw. Verein, Marburg-Con und Marburg-Award unweigerlich
miteinander verknüpft.
Doch wozu vergibt man Awards oder
Literaturpreise im Allgemeinen überhaupt?
Wie das Wort Award schon sagt, handelt es
sich um eine Auszeichnung bzw. auch um einen Preis. Dieser wird für eine
außerordentliche Leistung vergeben: in diesem Falle für eine ‚phantastische‘
Kurzgeschichte.
Anhand der Leserkritiken zu unserem
Magazin – welches damals 5-6 Mal im Jahr erschien, konnten wir feststellen,
dass Kurzgeschichten zu den beliebtesten Inhalten des Magazins gehörten. Damals
gab es für Jungautoren bzw. Anfänger nur die Möglichkeit in Clubmagazinen zu
publizieren (die es damals reichlich gab) oder in der John Sinclair 2. Auflage,
wo in jeder Ausgabe eine Lesergeschichte veröffentlicht wurde, die zudem auch
mit 150 DM honoriert wurde. Eine Möglichkeit die Stories vom Fan zum Verlag zu
bringen war schier unmöglich, aber: unsere Magazine wurden in den Redaktionen
aller Großverlage gelesen und wir konnten uns sogar eine eigene Storyredaktion
leisten, die Heike Giesa – Frau von Professor Zamorra Autor W.K. Giesa,
übernahm. Unsere Leser und Schreiben bekamen also schon professionelle
Hilfestellungen und Kritiken, doch uns war es nicht genug.
Gemäß unserem Vereinsziel ‚junge Talente‘
zu fördern, wollten wir ein zusätzliches Instrument und mehr Öffentlichkeit:
und der Marburg-Award war geboren.
Aber, wie Mütter, bzw. Eltern wissen, ist
es mit der Geburt nicht getan. Und wie ein Baby zum Kind, zum Jugendlichen und
dann Erwachsenen wird, so entwickelte sich der Marburg-Award.
Die Erfahrungen der ersten Vergabe am
7.4.1990 im Rahmen des 10jährigen Clubjubiläums, welches eine Woche im Rahmen
des 5. Marburg-Cons gefeiert u. wo neben der Award-Vergabe auch ein einwöchiges
Phantastik-Filmfestival in Zusammenarbeit mit den Marburger Kinos veranstaltet
wurde, zeigten, dass die Einsendung einer Geschichte und einige formale
Kriterien nicht ausreichten.
Den ersten Marburg-Award gewann damals
Nicky Pressburger mit „Flammende Dämonen“, die Geschichte wurde in Clubmagazin
44 vom 7.7.1990 veröffentlicht.
Ziel war es die Geschichten mal einem
Verlag zur Publizierung zu überlassen, jedoch reichte weder die Anzahl noch
Qualität der Geschichten dazu aus. Die Ausschreibung erfolgte auch nur durch
das Clubmagazins selbst und es war noch kein Thema vorgegeben.
Kriterien waren die Standards, die ein
Romanautor für seine Manuskripte verwendete. Eine Jury, bestehend aus den
Bereichen Fan/Leser, Verleger, Literaturwissenschaft (für mich damals wichtig,
da ich selbst Literaturwissenschaft studiert) und Autoren, sollte den Gewinner
ermitteln. Diese sollte also Geschichten nach Kriterien bewerten wie Inhalt,
Rechtschreibung, formales Aussehen, Anzahl der Zeichen und Zeilen pro
Seite/Gesamtlänge, etc. Jedoch war auch bei einer anonymen Zusendung an die
Juroren die subjektive Dimension zu groß, da die Geschichten laut Juroren
irgendwie nicht vergleichbar waren. Somit wurde als weiteres Kriterium ein
Thema/Genre oder Motiv eingeführt und die Umsetzung dessen, bzw. die
Originalität, ein wesentliches Merkmal. Diese Kriterien sollten von der Jury
nach dem Schulnotensystem bewertet werden und der Mittelwert dieser Noten ergab
das Ergebnis des Ranges.
Meines Erachtens, ich mag mich auch
irren, hatte der Award auch ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Literaturpreisen,
wie z.B. dem Deutschen Phantastikpreis. Diese wurden nämlich an bereits
geschriebenen und publizierte Romane/Texte vergeben, die aus allen in einem
Jahr erschienen Büchern vorgeschlagen wurden. Beim Marburg-Award musste es sich
um eine neue, bzw. unveröffentlichte Geschichte handeln, da wir ja Talente
fördern wollten…
Ich sagte anfangs, dass der Marburg-Award
sowohl Auszeichnung wie auch Preis in einem ist, denn neben dem Ruhme des
Gewinns, guten Presseberichten und Chance auf Veröffentlichung gab es noch
Preise wie Sekt zum Feiern, einen Pokal als Erinnerung und/oder Büchergutscheine
um der Phantastik zu frönen. Irgendwann sind wir davon abgekommen die
Manuskripte einem Verlag anzubieten und haben die Stories selbst
veröffentlicht. Auch hier sieht man eine interessante Entwicklung. (Exemplare
vorzeigen)
Der Marburg-Award ist dieses Jahr 28.
Jahre alt geworden – was nicht heißt, dass er zum 28. Male verliehen
wird…(Ausfall Con, Todesfall, etc.) und ich danke im Besonderen seinen Zieheltern
Thomas Vaterrodt und Michaela Misof für ihre
herausragende Dienste und Verdienste diesbezüglich, möchte aber auch nicht
vergessen all den Teilnehmer der vergangenen Jahre, den vergangenen und
jetzigen Juroren und Laudatoren zu danken, deren Zahl Legion ist, wenn ich es
mal so mystisch und antiquiert ausdrücken darf.
Aber auch wenn der Marburg-Award
‚erwachsen‘ ist, so ist er noch nicht an seinem Lebensabend angekommen, wird
sich weiterentwickeln und wird inzwischen auch weltweit und öffentlich ausgeschrieben.
Er ist auch Aufgrund seines Soseins ein wichtiges Instrument und Ereignis der
Phantastischen Literatur in Deutschland.
Und
hiermit möchte ich zum 2. Teil überleiten, der praktischen Vergabe des
diesjährigen Marburg-Awards…
Musik: Syngularity „The four Horsemann“ – Offical hymn for
Marburg Convent of Phantastik
Toller Artikel und gleichzeitig eine schöne Zeitreise.
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